Ein Tag mit einem Hüttendienst im Wasgau

von Joachim Dully

Wir lesen sehr oft in den Bekanntmachungen der Wandervereine das Wort "Einkehrmöglichkeit". In fast allen Fällen wird die Möglichkeit genutzt, um in einem der Häuser der Pfälzerwaldverein Ortsgruppen oder der Naturfreunde Einkehr zu halten. Durch das betreiben dieser Häuser und Hütten wird dem Wanderer ein Service geboten, ohne den wir oft im Regen stehen würden und das nicht nur sprichwörtlich gemeint. Das Angebot an Speisen und Getränken hat fast den Stand der Gastronomie erreicht und lässt somit keine Wünsche offen.

Man kann sich entscheiden zwischen einer Portion Hausmacher Wurst über den Saumagen und Leberknödel, bis hin zur Bratwurst mit Bratkartoffeln oder einer deftigen Hausgemachten Suppe und dieses Angebot zu einem Preis, der für jeden erschwinglich ist. Doch wie oft denken wir darüber nach, wer uns diese Annehmlichkeiten ermöglicht ? Für uns Wanderer ist es eine Selbstverständlichkeit an der Theke mit einem freundlichen Lächeln von einem der Bediensteten einen schönen kühlen Schoppen eigeschenkt zu bekommen.

Die Hüttenmannschaft

Wir möchten uns im Namen aller Wanderer bei diesen Leuten bedanken. Stellvertretend für alle Hüttendienste haben wir eine Mannschaft an der Drachenfelshütte des PWV Ortsgruppe Busenberg ausgewählt. In der schnelllebigen Zeit in der wir leben, ist es bestimmt keine Selbstverständlichkeit, dass sich jemand bereit erklärt, in seiner Freizeit anderen dienlich zu sein. Wir selbst haben drei Jahre Dienst in einer solchen Gruppe geleistet. Für die Leute die diese Arbeit verrichten, ist der Freizeitplan des Jahres auf die Einteilung für den Hüttendienst abgestimmt.

Oftmals kann man im Freundeskreis beim Planen von Aktivitäten nur noch sagen, "Ich gebe dir Bescheid, ich muss erst in den Dienstplan sehen". Was sind das für Menschen, die für uns Ihre Freizeit opfern. Es sind Idealisten, ohne die in den Vereinen nichts gehen würde. Quer durch alle Berufsgruppen von dem Bauschlosser über den Schuhfabrikarbeiter bis hin zum Bankkaufmann und dem Rentner, sind diese Gruppen besetzt. Am Beispiel Busenberg, wo der Hüttendienst zur Zeit mit 6 Gruppen betrieben wird und die Öffnungszeiten Mittwoch, Samstag, Sonntag: 11-18 Uhr sind, kann man sich ausrechnen wie oft der einzelne Dienst seine Freizeit für uns opfert. Wenn man die normalen Öffnungszeiten an einem Wochenende addiert, erhalten wir eine reine Arbeitszeit von 18 Stunden, die aber durch vorbereitende Arbeiten, wie das Vorrichten der Speisen oder das Auffüllen der Getränke sich um etwa 4 Stunden erhöht.

Die Drachenfelshütte - Ansicht Eingangsbereich

Wir waren an einem Samstag im Juni in Busenberg um eine kleine Wanderung zu absolvieren. Meine Frau und ich kamen um 11,30 Uhr an der Drachenfelshütte an und der Betrieb war schon im Gange. Noch war alles ziemlich ruhig und die Leute vom Dienst hatten Zeit sich mit uns zu unterhalten. Am schlimmsten erklärte mir Hermann Kuntz sind die ungeduldigen Gäste. Er kann es nicht verstehen, dass es Leute gibt die bei einer Rast nicht die Zeit finden, um fünf bis zehn Minuten anzustehen, obwohl sie wissen, dass die Wanderkameraden vor ihnen genau so durstig und hungrig sind wie sie selbst. In diesem Gespräch gebrauchte einer der Bediensteten den Satz "Mer sinn e Hitt un kä Hotel". Man konnte uns auch von lustigen und erheiternden Erlebnissen berichten

Der Backenzahn die höchste Spitze der Burgruine Drachenfels im Wasgau

Ein Beispiel: Eine Wandergruppe aus dem Schwabenland war zur Rast eingekehrt und an der Theke bei der Bestellung. Beim durchstöbern der Preistafel kam von einer Dame die Bemerkung " oi viertele zwei Mark, das kaa nicht`s gscheit`s sei". Sie konnte sich jedoch entschließen und hat ein viertele probiert. Die Wandergruppe parkte mit ihrem Reisebus am Weisensteiner Hof, wo man auch die Dame zwei Stunden später in Begleitung hinführen mußte. Die viertele für zwei Mark hatten sie in diese Lage gebracht. Oder diese Anekdote: - Schwartenmagen möchte ich nicht - "ha noi do sin Ohrelappe drin", nach Ansicht einer Portion wird doch bestellt, die gleiche Dame steht nach einer halben Stunde wieder an der Theke und wünscht die zweite Portion Ohrelappe. Mittlerweile wird es immer voller, eine Wandergruppe von 50 Personen hat sich angesagt. Ich blicke zur Uhr - es ist jetzt 12,30 Uhr.

Plötzlich stehen die Gäste in einer Schlange bis zur Tür. Ich beobachte mit welcher Ruhe und Gelassenheit die Bedienung des Gästeansturmes von statten geht. Hinter der Theke und in der Küche sind alle verfügbaren Hände im Einsatz. Nach einer dreiviertel Stunde kann ich sehen, dass die Gäste die vorhin die ersten waren, jetzt wieder zur Nachbestellung an der Theke erscheinen, jetzt ist es auch an der Zeit eine kleine Verschnaufpause einzulegen, jedoch ist das nicht für alle möglich, den immer wieder wird die eingeplante Ruhepause durch weitere Bestellungen unterbrochen.

Mittlerweile geht es auf die Kaffeezeit zu. Jetzt ist es für die Thekenmannschaft etwas einfacher, jedoch die Küche steht weiter unter Druck. Eine Bestellung lautete: "Haben sie Schwarzwälder Kirsch", eine geduldige Erklärung folgte dem nein des Hüttenpersonals, ebenso nach einer Speiseeisbestellung. Ich denke das mit dieser Art Bestellungen alle Hüttenmannschaften konfrontiert werden und sie in gleicher Weise abweisen. Man muß den Bediensteten ein Lob zollen, mit welcher Freundlichkeit und Humor die Probleme mit den Gästen gelöst werden. Der Vorsitzende des PWV Busenberg fand nun die Zeit, um mit uns über einige allgemeine Probleme des Hüttendienstes zu sprechen.

Wie Herr Schwarzmüller sagt, haben im Moment alle Vereine Nachwuchsprobleme um genügend Mannschaften zur Entlastung der einzelnen Gruppen aufzustellen. Nicht immer ist es leicht eine harmonische Gruppe zusammen zu stellen. Die Arbeit an einer Hütte ist zwar schön, jedoch unter einer gewissen Stressbelastung auch für den einzelnen keine angenehme Tätigkeit. In diesen Situationen ist ein Verständnis und eine gewisse Toleranz untereinander unerlässlich. Deshalb eine Bitte an alle Wanderfreunde: Denkt bei der nächsten Hüttenrast daran, das diese Leute eine Doppelbelastung auf sich nehmen und nicht die Routine eines gelernten Gastronomen oder Hotelfachmannes besitzen. Wir können uns im Pfälzerwald auf unsere Vereine mit ihren Helfern bei der Planung unserer Wanderungen voll verlassen. Ich selbst habe es noch nie erlebt, dass mein Hunger und Durst bei einer Einkehr mangels Masse nicht gestillt werden konnte. Wir als Wanderer sind bestimmt nicht so verwöhnt, um diesen Leuten ihren Dienst noch durch Sonderwünsche zu erschweren. Ich für meine Person sehe es als eine Selbstverständlichkeit an, das ich nach meiner Rast Geschirr und Gläser an die Theke zurückbringe. Auch unseren Abfall können wir wieder im Rucksack nach Hause tragen und uns selbst um eine Entsorgung bemühen. An dieser Stelle nochmals Dank an alle Helfer, die uns und unseren Feriengästen im Pfälzerwald das Wandern angenehmer machen.

Die Drachenfelshütte - Ansicht vom Drachenfels aus

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