Gipfelwandern von Peter Freiberger

Rund 1500 Quadratkilometer unberührte Landschaft, dazu beinahe 200 Dreitausender. So lauten einige der Vorzüge, die Osttirol Wanderern und Bergsteigern bietet. Kein Wunder also, dass der Adler auch südlich des Felbertauerns seine Schwingen ausbreitet. Und angesichts dieser Voraussetzungen ebenfalls kein Wunder, dass sich Osttirol ideal für jene eignet, die ihr Glück auf den Gipfeln suchen.

Auf der Suche nach Gipfelglück wird man ganz besonders im Nationalpark Hohe Tauern fündig. Dabei müssen es nicht unbedingt die Eisriesen jenseits der 3000er-Grenze sein. Dazwischen „schleichen“ sich auch zahlreiche Ziele ein, die sich trockenen Fußes und eisfrei erreichen lassen.
Dazu zählt beispielsweise das Rostocker Eck. Dieser Gipfel mit dem ungewöhnlichen Namen ähnelt alles anderem als einem „Eck“ und bildet eine der letzten Felsbastionen in der südlichen Venedigergruppe über dem hinteren Virgental. Halbwegs Trittsichere können den 2749 Meter hohen Hausberg der Essener-Rostocker-Hütte problemlos besteigen und werden dort oben mit einer phantastischen Rundsicht belohnt: das Malhamkees mit dem 3251 Meter hohen Quirl sowie der spektakulär abfallenden Quirlwand, die beeindruckenden Malhamspitzen, das Simonykees mit den Simonyspitzen, die weit über der 3000er-Grenze emporragen, das Maurerkees, dazu die phantastischen Dreitausender südlich bzw. südöstlich des Großvenedigers, um bloß einige der optischen Highlights zu nennen. Wer das Rostocker-Eck „machen“ möchte, dem bietet sich eine Rundtour mit Ausgangs- und Endpunkt bei der Essener-Rostocker-Hütte an. Der Zustieg zur Hütte und der Abstieg nach Ströden erfolgt jeweils durch das Maurertal. Die gesamte Tour lässt sich an einem Tag bewältigen.

Nach dem doch recht anstrengenden „Unterfangen Rostocker-Eck“, bei dem es in Auf- und Abstieg jeweils rund 1350 Höhenmeter zu bewältigen gilt, übernachtet man entweder im idyllischen Virgental oder übersiedelt noch am selben Tag hinüber ins Kalser Tal nach Kals. Am folgenden Morgen bietet sich von Kals aus jedenfalls eine sanfte Tour zum Figerhorn an.
Das 2743 Meter hohe Figerhorn präsentiert sich als Berg mit völlig unterschiedlichen Seiten: Richtung Süden ein sanfter Grasberg, fällt der liebliche Gipfel gegen Osten zum Ködnitztal hin allerdings steil und jäh ab.
Die Wanderung zum Figerhorn beginnt im Kalser Ortsteil Burg. Beim Burger Hof an der Talstraße wird der Burger Bach überquert, anschließend geht es größtenteils im Wald auf einem Forstweg bzw. Steig empor zu den Greiwiesen und dem so genannten Greibichl mit dem Wegkreuz. Jetzt fehlen noch ungefähr 500 Höhenmeter zum Gipfel, die Richtung Norden meist durch die Wiesen zurückgelegt werden müssen. Vom höchsten Punkt eröffnet sich dann ein grandioser Blick zum Großglockner, Tirols und Österreichs höchstem Berg.
Retour wandert man zunächst entlang derselben Strecke bis zum Wegkreuz, um danach dem Wendelin-Weingartner-Weg hinab zum Lucknerhaus zu folgen.
Beim Lucknerhaus bietet sich quasi als Zugabe an, den aus 10 Stationen bestehenden Themenweg „BergeDenken“ zu beschreiten – im ersten Abschnitt abermals stets den Großglockner vor Augen. Unter anderem stellt der Lehrweg den Naturraum des Ködnitztals in seiner Gesamtheit vor. Über einen Fußweg wandert man schließlich durch das Ködnitztal hinunter nach Kals.

Informationen:

Rundwanderung Rostocker-Eck (2749 m):
Talort: Ströden im Virgental (1403 m, Gemeinde Prägraten am Großvenediger, erreichbar mit dem Linienbus aus Matrei in Osttirol)
Wegbeschaffenheit: Steig (stellenweise seilversichert), Fahrweg
Gehzeit: rund 2 ½ Std. Aufstieg zur Essener-Rostocker-Hütte, rund 5 ¼ Std. Rundweg Rostocker-Eck und Abstieg nach Ströden
Höhenunterschied, Entfernungskilometer: rund 1350 Hm in Auf- und Abstieg, rund 15 Kilometer
Ausgangspunkt: Parkplatz in Ströden im Virgental (1403 m)
Essener-Rostocker-Hütte (2207 m): Es handelt sich um eine Doppel-Hütte. Der Steinbau der Rostocker Hütte steht seit 1911 an seinem heutigen Platz. Die außen verschindelte Essener-Hütte hat man in den 60er-Jahren an die „Rostocker“ angebaut, nachdem sie an ihrem ursprünglichen Platz im Umbaltal zweimal von einer Lawine zerstört worden war. Geöffnet von 20. Juni – 30. September,
Tel.: ++43/(0)4877/5101; Stoanalm am Beginn des Maurertals (1450 m): Tel.: ++43/(0)664/9155222
Die Route folgt einer Etappe des Adlerwegs.
Übernachtung in Prägraten am Großvenediger oder in Kals am Großglockner (vorzugsweise im Ortsteil Burg)

Figerhorn (2743 m)
Talort: Kals am Großglockner (1324 m, erreichbar mit dem Linienbus aus Huben im Iseltal)
Wegbeschaffenheit: Steig, Fahrweg
Gehzeit: rund 6 Std. (Ortsteil Burg – Figerhorn – Lucknerhaus - Kals)
Höhenunterschied, Entfernungskilometer: rund 1300 Hm in Aufstieg, rund 1400 m im Abstieg (Burg – Figerhorn – Lucknerhaus - Kals); rund 13 km (Burg – Figerhorn – Lucknerhaus - Kals)
Ausgangspunkt: Ortsteil Burg (Kals am Großglockner), rund 1450 m
Zusätzliche Gehzeit Rundwanderweg BergeDenken: rund 1 Std. Min.
Die Route folgt größtenteils einer Etappe des Adlerwegs und verläuft in der Region des Nationalparks Hohe Tauern.

Nationalpark Hohe Tauern:
Der Nationalpark Hohe Tauern ist das größte Schutzgebiet in Mitteleuropa. Anteil am Nationalpark haben die drei Bundesländer Kärnten, Salzburg und Tirol. Auf der Tiroler Seite gehören folgende Gemeinden zum Nationalpark: Prägraten am Großvenediger, Matrei i. O., Virgen, St. Jakob im Defereggental, Nussdorf Debant, Kals am Großglockner. Der Höhenunterschied vom tiefstgelegenen Punkt bis zum Gipfel des Großglockners beträgt nahezu 2.600 Meter. In dieser mehr als 1000 km2 großen Schutzzone wird darauf geachtet, das Seltene und das seit jeher Übliche in jeder Höhenstufe der Landschaft zu bewahren. Der Mensch wirtschaftet hier so, dass die Natur intakt erhalten bleibt. Der Kessler Stadel in Matrei i. O. (Nationalparkhaus) ist das Informationszentrum des Nationalparks Hohe Tauern: Hier wird ganzjährig Natur-Programm für Kinder und Erwachsene geplant.

Nationalparkregion Hohe Tauern Osttirol, A-9971 Matrei in Osttirol, www.hohetauern-osttirol.at; Nationalparkhaus Matrei, Kirchplatz 2, Tel.: ++43/(0)4875/5161/0, www.hohetauern.at